6. Krankheitsbilder

Aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaft aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Für den Bereich der Wirbelsäule, z.B. beim chronischen Schmerz -Syndrom der Wirbelsäule geht die Bundesärztekammer in der Regel von einer Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen aus (Deutsches Ärzteblatt 2009, Seite 2325 ff.). Im Übrigen gibt es bislang keine Studien, die in wissenschaftlicher Hinsicht die Wirkungsweise der Osteopathischen Medizin bei den unten aufgeführten Krankheitsbildern nachweisen.

6.1 Säuglinge

Bei Säuglingen kann es in Folge der Geburt- extrem lange oder extrem kurze Geburtszeit, Anwendung der Saugglocke, Sterngucker –  zu vielfältigen funktionellen Störungen kommen. Nicht jede Geburt ist für jeden Säugling ein Trauma, und viele Säuglinge überstehen auch komplizierte Geburten ohne funktionelle Störungen. Wichtig ist dabei immer, zusammen mit der Hebamme und dem Kinderarzt, die weitere Entwicklung des Säuglings zu beobachten und ggf. dann einen osteopathischen Arzt zu Rate zu ziehen.
Aufgrund großer Studien in den USA (Prof. V. Frymann) wissen wir, dass unmittelbar nach der Geburt von 100 Säuglingen 50 deutliche funktionelle Störungen zeigen. Nach 6 Woche sind von den 50 Säuglingen mit Störungen aber 40 vollständig spontan ausgeheilt. Im Klartext, die Natur kann am Beginn des Lebens sehr viel oder fast alles von selbst beheben. Funktionsstörungen die nach 6 Wochen noch vorhanden sind, bleiben ohne eine osteopathische Behandlung häufig über Jahre bestehen und können die motorische und seelische Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.
Säuglinge sollten daher zwischen der 6. und 10. Lebenswoche osteopathisch untersucht und behandelt werden. Ausnahmen sind Säuglinge mit schweren Geburtstraumen, die von Anfang an gravierende Störungen aufzeigen.

Hinweise für eine komplizierte Geburt/funktionelle Störungen des Säuglings

Aus osteopathischer Sicht finden sich folgende Hinweise für eine komplizierte Geburt des Säuglings:

  • Sehr kurze (bis 1 Stunde) oder sehr lange Geburt (über 15 Stunden)
  • Anwendung der Saugglocke oder Zange
  • Kaiserschnitt geplant oder wegen Geburtsstillstand
  • Schlüsselbeinbruch während der Geburt
  • Beckenendlage oder Schräglage, Armvorfall

Was ist das KISS-Syndrom?

Das KISS-Syndrom ist die Abkürzung für Kopfgelenk induzierte Symmetrie Störungen. Das KISS-Syndrom ist eine rein deutsche Erfindung und dieser Ausdruck ist international nicht gebräuchlich. Die Verfechter des KISS-Syndroms behaupten, dass praktisch alle Störungen beim Säugling und Kleinkind von Störungen des Atlas, also des ersten Halswirbels, ausgehen. Aus osteopathischer Sicht ist zwar der Atlas sehr häufig eine Ursache für funktionelle Störungen bei Säuglingen, aber bei weitem nicht die einzige.

Tonus-Asymmetrie-Syndrom

Dies ist die internationale Bezeichnung für funktionelle Störungen bei Säuglingen, die sich in einer unterschied-lichen Spannung der Gewebe im Säugling ausdrücken.
Neben den oben genannten Störungen des Atlas finden wir bei Säuglingen ganz häufig Störungen im Becken, Brustkorb, Bauchraum und vor allem im Bereich der noch weichen Schädelknochen. Der Blickwinkel der Osteopathischen Medizin ist hier nicht auf das Modesyndrom (KISS) gerichtet, sondern auf den ganzen Säugling mit seiner individuellen Vielfalt an möglichen Störmustern. Bei der Therapie von Säuglingen ist daher eine präzise Diagnose von entscheidender Bedeutung. Die Therapie ergibt sich dann automatisch aus der Diagnose.

Therapiedauer bei Säuglingen

Säuglinge müssen in der Regel zweimal im Abstand von 2-6 Wochen behandelt werden. Im Allgemeinen beginnt die erste Behandlung 6-10 Wochen nach der Geburt. Es kann eine „Erstverschlechterung“ für ca. 2-5 Tage eintreten, nachhaltige Verbesserungen sind in der Regel nach 1 Woche sichtbar. Deshalb empfehlen wir in Übereinstimmung mit den Therapieempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für manuelle Medizin eine Zweitbehandlung frühestens nach 2-3 Wochen. In Sonderfällen, z.B. bei schweren Deformierungen des Kopfes, sind 3-5 Sitzungen notwendig.

6.2 Schwangerschaft

Typische Beschwerden bei Schwangeren, die osteopathisch behandelt werden können, sind:

  • Hartnäckige Ischias Schmerzen, vor allem bei einseitigen Schmerzen
  • Beckenschmerzen mit Bewegungseinschränkung, Schambeinschmerzen
  • Nacken- und Kopfschmerzen
  • Schmerzen/Kribbeln im Bereich der Handgelenke, Finger

Darf in der Schwangerschaft osteopathisch behandelt werden?
Osteopathische Methoden sind in der Schwangerschaft bis unmittelbar vor dem Geburtstermin möglich. Fast alle osteopathischen Techniken sind als „weich“ einzustufen und können ohne Gefahr für Mutter und Kind ausgeführt werden.
Wichtig für eine normale, spontane Geburt ist eine normale Beckenfunktion und eine freie Atmung der Schwangeren. Bei schwangeren Patientinnen hat sich daher ein osteopathischer Termin in der frühen Schwangerschaft (10-20 Woche) bewährt und dann ein Termin als Geburtsvorbereitung in der 30.-35. SSW.

6.3 Wochenbett, Stillzeit

Nach der Entbindung gibt es für etwa 3 Monate verschiedene Rückbildungsvorgänge im Körper der Mutter. Besonders betroffen sind das Becken, der gesamte Bauchraum, aber auch die Wirbelsäule. Sollten nach diesen 3 Monaten hartnäckige Beschwerden in einem der Bereiche bestehen, ist häufig eine Beckenfunktionsstörung als Folge der Geburt der Grund. Dies kann häufig mit einer osteopathischen Behandlung in 1-2 Sitzungen behoben werden.

6.4 Kleinkinder, Kinder

Bei Kleinkindern und Kindern finden sich häufig funktionelle Störungen als Ursache oder Teilursache für Krankheitsbilder. Im Einzelfall muss immer durch eine osteopathische Untersuchung abgeklärt werden, ob derartige Funktionsstörungen vorliegen. Im Folgenden einige Beispiele für häufige Krankheitsbilder, die osteopathische Ursachen oder Teilursachen haben.

  • Koordinationsstörungen in der Grobmotorik oder Feinmotorik
  • Gangstörungen, vor allem „Einwärtsgang“, Stolpern über die eigenen Beine
  • Verkrümmungen der Wirbelsäule oder des Brustkorbes
  • Entwicklungsverzögerungen motorisch
  • Verzögerte Sprachentwicklung
  • Sogenannte „zappelige Kinder“, ADS = Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom
  • chronische Kopfschmerzen, Migräne
  • ungeklärte Bauchschmerzen
  • Bettnässen
  • ungeklärte Schmerzen an den Beinen oder Armen

6.5 Erwachsene

Grundsätzlich können in der Osteopathie akute und chronische Beschwerden behandelt werden. Für akute Beschwerden gibt es in der Medizin viele erfolgreiche Behandlungsmethoden. Für chronische Beschwerden gibt es oftmals nur wenige Erfolg versprechende Verfahren. Deshalb liegt die Domäne der Osteopathischen Medizin vor allem in der Behandlung chronischer Beschwerden.

Schmerzen und Bewegungseinschränkungen:
• an der Wirbelsäule, vor allem wenn mehrere Stellen betroffen sind
• an den Armen oder Beinen
• an den großen Gelenken wie Schulter, Ellenbogen, Knie, Hüfte, Sprunggelenk
• nach Unfällen mit Verletzungen der WS oder der Extremitäten

Spezielle Krankheitsbilder:
• chronische Kopfschmerzen, Migräne
• Schwindel
• Ohrgeräusche (Tinnitus)
• Chronischer Nackenschmerz
• Atypische Gesichtsschmerzen
• Kiefergelenks-Schmerzen
• Ungeklärte Oberbauch-Schmerzen
• Ungeklärte Unterbauch-Schmerzen
• Nervöse Magen-Darm-Beschwerden
• Reizdarm
• Reizblase
• Chronische Entzündung der Prostata (Prostatitis)
• Chronischer Ischias-Schmerz
• Chronischer Beckenschmerz

Dies sind einige Beispiele für häufige in unserer Praxis vorkommende Krankheitsbilder. In der Regel sind bei chronischen Krankheitsbildern am Anfang 3 Behandlungen im Abstand von 2-4 Wochen notwendig, dann erfolgt in 3-4 Monaten eine erste Kontrolle und bei langjährigen chronischen Verläufen dann alle 6-9 Monate eine Behandlung. Ziel ist immer eine Stabilisierung des Patienten durch Stärkung seiner Gesundheit auf möglichst hohem Niveau.

Aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaft aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Für den Bereich der Wirbelsäule, z.B. beim chronischen Schmerz -Syndrom der Wirbelsäule geht die Bundesärztekammer in der Regel von einer Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen aus (Deutsches Ärzteblatt 2009, Seite 2325 ff.). Im Übrigen gibt es bislang keine Studien, die in wissenschaftlicher Hinsicht die Wirkungsweise der Osteopathischen Medizin bei den unten aufgeführten Krankheitsbildern nachweisen.